SL-Interview mit Dülmens Citymanager Christoph Uphaus
„Ärmel hoch und ,machen‘ “
Geschlossene Ladenlokale, leere Schaufenster – die meisten deutschen Innenstädte haben mit Leerständen zu kämpfen und suchen Rezepte dagegen. Auch Dülmen ist davon nicht verschont: Alteingesessene Unternehmer zogen einen Schlussstrich, schlossen für immer. Leere Geschäftsräume in attraktiver Lage bleiben verwaist. Zwar sorgen verschiedene erfolgreiche Konzepte wie die „PopUp-Stores“, bei denen das Risiko bei Existenzgründungen minimiert wird, bereits für eine Verbesserung der Situation, aber gestoppt ist der Trend dadurch nicht. Das soll sich nun ändern.
Seit wenigen Tagen hat Dülmen mit Christoph Uphaus einen Citymanager, der als „Kümmerer“ für Existenzgründer, Händler, Gastronomen, Dienstleister und Immobilieneigentümer agieren soll. Streiflichter-Verkaufsleiter André Sommer wollte von Uphaus wissen, wie er Dülmens Innenstadt neues Leben einhauchen möchte.
Herr Uphaus, als Citymanager haben Sie nun einen sehr umfangreichen Wirkungsbereich. Wo sehen Sie selbst den Schwerpunkt Ihrer Arbeit?
Wie möchten Sie Ihre Ziele erreichen?
Uphaus: Mein erster Schritt ist es, Dülmen und seine Einzelhändler kennenzulernen und mir die Wünsche und Sorgen anzuhören. Dass ich als „Fremder“ in die Stadt komme, eröffnet mir die Chance, unvoreingenommen einen neuen Blickwinkel einzubringen. Um die Attraktivität zu steigern, werde ich nicht einfach irgendwelche Konzepte aufstellen – ich will die Ärmel hochkrempeln und „machen“. Auch das Handwerk möchte ich mit einbinden: Eine Goldschmiedin gehört beispielsweise nicht ins Hinterzimmer, sondern ins Schaufenster.
Wie ist Ihr erster Eindruck von Dülmens Geschäftswelt?
Uphaus: Von den Unternehmern, mit denen ich bereits gesprochen habe, bin ich sehr begeistert. Man merkt, dass der Wille besteht, sich für die Stadt zu engagieren und sich auch auf visionäre Ideen einzulassen. Es wird nicht nur gejammert, es wird nach Lösungen gesucht. Der kostenfreie Lieferservice ist ein großartiges Beispiel. Ein guter Ansatz für die langfristige Kundenbindung.
Uphaus: Einige Branchen sind aktuell in Dülmen gar nicht oder nur recht dürftig vertreten. Es gibt beispielsweise keinen stationären Fischhändler – da habe ich direkt zum Telefon gegriffen und erste Versuche gestartet, Anbieter aus der Region dafür zu begeistern. Ein weiteres Beispiel wäre eine Fahrradwerkstatt in der Innenstadt oder ein größerer Elektronikhändler. Einen Media-Markt wird man nicht nach Dülmen locken können, da müssen wir realistisch sein, solche Großmärkte tendieren gerade eher zu Schließungen. Aber dennoch laufen die Bemühungen, diese Lücke zu schließen. Dort, wo es angemessen ist, halte ich auch die Schaffung von Wohnraum in Leerständen für eine vernünftige Option, die auch in Großstädten erfolgreich umgesetzt wird. Das müssen wir individuell bewerten.
Können sich auch Dülmener Bürgerinnen und Bürger bei Ihnen melden?
Zur Person: Christoph Uphaus ist 54 Jahre alt, verheiratet, hat drei Kinder und lebt seit knapp 20 Jahren in Haltern am See. Der Betriebswirt ist seit über 30 Jahren im Einzelhandel tätig, hat alle Positionen vom Azubi bis zum Regionalleiter durchlebt. In seinen Aufgabenbereich fiel die Verantwortung für Filialen der Ketten „C&A“, „Primark“ und zuletzt „Hema“.